Aktion Eichelhäher
Die Thüringer lieben ihre Wälder. Sie sind eine Stätte der Erholung, Klimaanlage, Wasserspeicher und Lebensraum für viele Arten. Seit einiger Zeit wird der Klimawandel auch in Ilmenaus Wäldern sichtbar. Teils recht große Kahlschläge zeigen, wo der Borkenkäfer grassierte. Vor allem die Fichtenbestände litten unter der Hitze und Dürre der vergangenen Jahre. Unserem Wald geht es schlecht. Oder müsste es heißen, unserem Forst geht es schlecht? Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei einem Großteil unserer Wäldern um künstliche, hoch instabile Fichten- Forst- Ökosysteme handelt. Kein Wunder, dass es keine Gegenspieler zu Buchdrucker und Kupferstecher gibt. Zeit zum Umdenken!
Es liegt in der DNA des NABU, sich u.a. für die Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme einzusetzen. Das ist fundamental bei der Erreichung der Klimaziele. Das Ökosystem Wald ist in Not! Sein Kapital liegt nicht nur im Holz, sondern gerade auch im Boden, mit seinen Wasservorräten, Pilzen und Mikroorganismen. Naturnahe Wälder und ihre Böden helfen im Kampf gegen die Klimakrise. Wir wollen ins Gespräch mit dem Stadtforst kommen und gemeinsam einen Weg hin zum ökologischen Waldumbau finden.
Den Anfang machten die NAJU- Kinder (Nachwuchsorganisation des NABU). Nach Absprache mit dem Stadtförster Herrn Wetzel durften sie und ihre Eltern auf einer Fichten- Kahlschlagfläche im Stadtforst Ilmenau eine Eichelhäher- Aktion starten. Sie lernten den Eichelhäher als "Waldpolizisten" kennen, sowie seine Eigenart, Eicheln als Wintervorrat im Gelände zu verstecken. Zuvor hatten die Kinder wochenlang Eicheln gesammelt, die in diesem Jahr sehr reichlich zu finden waren. Bewaffnet mit einem kleinen Pflanzholz "versteckte" jeder möglichst viele davon. Totes Geäst war vorher von engagierten NABU Aktiven zu Haufen gelegt worden, so war Rohboden für die Aussaat frei. Bis zum Dunkelwerden wurde emsig gesteckt. Wir hoffen, dass möglichst viele keimen und zu Bäumen heranwachsen können. Das Totholz wird als Biomasse und Lebensraum belassen, wie bei natürlichem Waldumbau üblich. Mit Samenanflug von Birke, Fichte, Lärche und Weißtanne kann gerechnet werden. Für den Eichelhäher haben wir übrigens eigens zwei Holzteller, bestückt mit den begehrten Früchten, aufgestellt. So kann er auch selbst seine Lieblingsspeise verstecken. Der Anfang für einen artenreichen Wald ist gemacht! Ideen für eine weitere Bereicherung der kargen Fläche, sie liegt auf einer Bergbauhalde, haben wir bereits.
Die kleinen "Gärtner des Waldes" fühlten sich nach der Aktion großartig, auch wir Erwachsenen! Fachliche Beratung bekommen wir von Forstingenieur und NABU Mitglied Dr. Lange. Das Waldstück wird als Eichelansaat im Stadtforst registriert und die nächsten Jahre beobachtet. Natürlich auch von der NAJU- Gruppe!
Petra Szigarski
Betreuerin der NAJU- Gruppe des Ilmkreises
Der Wiedehopf- der Punk unter den Vögeln
Wie kommt es, dass viele Menschen seinen Namen kennen, ihn aber noch nie gesehen haben?
Mit dieser Frage begann die Gruppenstunde der Naturschutzkinder (NAJU), um den Vogel des Jahres 2022 kennenzulernen.
Dazu trafen wir uns auf der NABU- Streuobstwiese in Roda im Wipfratal. Wir wollten untersuchen, wo es dem wärmeliebenden Vogel, der den Winter im Savannengürtel der Sahara verbringt, gefallen könnte. Bis vor einigen Jahren gab es auch in Thüringen Sichtungen. Allerdings kommt er häufiger in Bundesländern wie NRW, Brandenburg und Sachsen- Anhalt vor. Hochgeschätzt gibt es ca. 900 Brutpaare in Deutschland.
Er bevorzugt halboffene bis offene Landschaften mit lockerer Vegetation. Zum Brüten benötigt er ein Angebot an Höhlen in alten Bäumen, Ruinen oder Steinhaufen. Sein Futter sucht er auf dem Boden. Größere Insekten, Larven, Käfer, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen, Regenwürmer, Spinnen, sogar kleine Eidechsen lässt er sich hin und wieder schmecken.
Nach genauer Betrachtung unserer Streuobstwiese konnten wir feststellen, dass er hier seine Nahrung und einen passenden Lebensraum finden würde. Wir stellten einen für ihn angefertigten Nistkasten auf und füllten ein Sägespäne- Gemisch hinein. Nun heißt es abwarten.
Wir lernten seinen markanten Balzruf (upupup) kennen, staunten über seine sehr spezielle Art, Feinde zu verjagen. Die Weibchen und Jungtiere können ein übel riechendes Sekret bis zu einem Meter weit versprühen. Daher rührt auch der Ausdruck "Stinken wie ein Wiedehopf".
Seine Federhaube und sein buntes Gefieder geben ihm ein exotisches Aussehen.
Wir möchten, dass sich der auffällige Sympathieträger wieder verbreitet. Der anhaltende Schwund großer Insekten durch intensive Landwirtschaft, Pestizid- und Düngemitteleinsatz und der Verlust artenreicher Trockenrasen und Heiden sind drängende Probleme, die bekämpft werden müssen. Es gibt zu wenige gut geeignete Gebiete, in denen der Wiedehopf leben könnte. Deshalb kennen viele Menschen nur seinen Namen, haben ihn aber noch nie gesehen.
Machen Sie mit! Erhalten Sie Höhlenbäume als Brutplätze.
Legen Sie Steinmauern an. Stellen Sie Brutkästen auf. Bodenjäger brauchen offene Erde, Sand- und Kieswege. Entsiegeln Sie Böden.
Schützen und pflegen Sie Streuobstwiesen.
Die NAJU- Kinder haben Hoffnung, dass sie den Wiedehopf eines Tages wieder bei uns sehen können.
Petra Szigarski
NABU/NAJU Ilm- Kreis